22. September, Cartagena
Es ist zwanzig Uhr Ortszeit, ich bin zu müde zum Stehen. Den ganzen Tag sowie die letzten Tage haben wir den Rumpf des Schiffes aufgeschliffen und gemalt. Meinen Bauch ziert eine handtellergroße Verbrennung, meine Ellenbogen schmerzen, mein Nacken, mein Rücken. Wie ein Affe bin ich die Bordwand entlang geklettert, zwei Füße und eine Hand an der Rehling, die andere mit einem Pinsel bewaffnet, mitunter zwei Hände, einen Fuß an der Rehling, im freien Fuß einen Lappen, der schlecht zugängliche Stellen reinigte.
Zum Kochen sind wir zu erschöpft, deshalb gibt es Tiefkühlpizza mit gutem chilenischen Wein. Ich schaue mir all die Fotos an und wundere mich, was ich alles gesehen habe. Eine Woche noch, dann beginnt meine Heimreise.
Bis zuletzt möchte ich alles erlebte in mich aufsaugen, aber ich spüre, wie das alles zu verblassen beginnt gegenüber der Vorfreude, vertraute Luft zu riechen.
Ich habe nicht viel gekauft und doch werde ich viel mitbringen. Teint und Hornhaut und alles. Ich werde viel zu erzählen haben, wenn ich meine Freunde treffe, wenn wir Karten spielen und Jever trinken und Brot mit viel Butter essen und man mich fragt wie es mir ergangen ist.
Und sicher ist nicht alles gut gewesen. Aber so, wie es ist, war es richtig. So oft wandern wir Hügel hinan, vertrauend und blind, und erst im Rückblick erkennen wir, das da ein Weg war, den wir gegangen sind, der sich in Serpentinen durch die Täler schlängelt.