11 – Belém – Marajó

Vereinzelte Wasserbüffel, die am Wegrand grasen. Dunkelgrüne, hallenartige Mangobäume. Manchmal hört man Kinder darin lachen. Die Straßen sind rot und staubig. Wo Asphalt ist, ist er von Schlaglöchern übersäht. Auf dem Weg zum Strand müssen wir ein Fazenda-Gebiet durchqueren. Im Ohr das Schnaufen der Wasserbüffel, ab und an ein Reiher in den Ästen der Bäume. Rote Sichler wie Mohn im Gras.

Da die Universidade Federal do Pará bereits im dritten Monat streikt, und da die Verantwortlichen der katholischen Schule, an der ich Workshops geben sollte, zurzeit zerstritten sind, habe ich eine Woche Urlaub.
Während ich dies schreibe, sitze ich auf einer blaugestrichenen Betonveranda. Vor mir ein Pool, aus dem man auf ein paar Boote trocken gelegte Boote blickt. Dahinter fließt der Amazonas. Gelegentlich tuckert ein Holzkahn vorbei, die niedrigen Aufbauten beladen mit Körben voll Krabben, Fisch und Krebsen.
Die Ilha do Marajó ist eine etwa schweizgroße Insel im Amazonas. Anfang des 20. Jahrhunderts soll hier ein Viehtransporter Schiffbruch erlitten haben, worauf sich die geladenen Wasserbüffel an Land retteten. In Ermangelung natürlicher Feinde vermehrten sich die Tiere. Heute gibt es Büffelkäse, Büffelfleisch, Büffelkutschen und Büffel-Rundritte auf Marajó. Unsere Pousada hält einen Büffel, sowie zwei Pferde, die schweigend neben uns grasen.

Das Leben geht hier langsamer. Nicht zu vergleichen mit Rio oder São Paulo. Es gibt keine Gitter vor den Fenstern, keine Mauern um die Häuser, keine Alarmanlagen, und Staus. Dafür Hunde und Katzen, Ziegen und Fahrräder. Hin und wieder suhlt sich ein Schwein im Schatten der Häuser.
Die Menschen von Marajó leben mit und von dem Fluss. Dazu die Büffel und ein paar Touristen. Jeglicher Fortschritt scheint auf dem Weg hier her im Amazonas versunken zu sein. Selbst Fernseher sieht man hier selten. Dafür gibt es Fisch mit Krabbensauce und Sternfruchtsaft.
Als wir uns gestern Nacht auf den Heimweg zu unserer Pousada machten, trabte uns ein Pferd mit seinem Fohlen auf der Straße entgegen.

Am Strand staksen die Mangroven durch den Sand. Am Waldsaum stehen ein Paar Basthütten, wo sie Caipirinha und Kokosnüsse servieren. Ich höre das Rauschen der Bäuke um mich, manchmal Musik, wenn der Wind richtig steht. Meine Begleitung neben mir liest mit Wasser in den Haaren. So kann es bleiben.