21. Juni, Cartagena
Und dann hat man Zeit, die Pelikane zu beobachten.
Wie sie feist auf den großflächigen Prellpollern zwischen den Lotsenschiffen in der Sonne liegen, wie sie in entpannstem Gleitflug den Hafen entlangjetten, wie sie im Sinkflug über dem Wasser nach Beute suchen, und dann, mit der Anmut eines von einer grazilen Mädchenhand geworfenen sehr sehr schweren Eimers, herunterstürzen und mit einem halben Kopheister und geöffnetem Schnabel auf der Wasseroberfläche aufschlagen.
Ihre fetten Körper sind zu grobschlächtig, als dass sie eintauchen könnten. Nichts von der Eleganz eine Möwe – oder gar eines Greifvogels. Einzig das Volumen ihrer überdimensionierten Schnäbel scheint ihnen den ein oder anderen schuppigen Glückstreffer in den Rachen zu treiben und sie vor dem sicheren Hungertod zu bewahren.
In der Sonne schweifen die Gedanken ab und vieles erwacht zum Leben. Ein wenig erinnern sie mich an diverse Objekte großzügig berumpfter Pfingsttouristen entlang der deutschen Mittelmeerküste. Wie sie mit ihren breiten Kehlsäcken kopfüber Sangria aus ihren Liegestühlen schlürfen und romantisch darauf warten, dass sich vielleicht irgendwann eine kleine, mit reichlich Ketchup geflutete Bratwurst zwischen ihre Beißerchen verirrt und sie glücklich einschlafen lässt.