25. Juni, Cartagena
Mein Opa war Koch von Beruf. Er kam in Marne, Dithmarschen zur Welt. Dort gab es Blutsuppe, Mehlbüdel und Birn‘, Boohn‘ un Speck. Im Sommer spielten sie Kibbel-Kabbel, im Krieg suchten er und seine Freunde nach Granatsplittern. Die besten waren die, die noch warm waren.
Als Erstgeborener war es ihm bestimmt, das Gasthaus Boie in Marne zu übernehmen.
Doch mein Opa wollte nie Koch werden. Von Oktober 1953 bis Februar 1958 heuerte er bei der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft an, um den familiären Pflichten in der Heimat zu entfliehen. Er wurde Smutje, lernte Englisch und meine Oma kennen und später arbeitete er als Ingeneur bei der Gesellschaft für Kernenergiegewinnung in Schiffbau und Schifffahrt (GKSS) in Geesthacht.
Er hatte Argentinien, Brasilien, Panama, Amerika, Kolumbien und viele andere Länder gesehen. Dabei war ihm eigentlich nur das Gebiet zwischen Jadebusen und Elbe-Lübeck-Kanal vorgesehen gewesen.
Von der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrtsgesellschaft ist heute nur noch die Kurzform geblieben.
Jetzt, knapp neuntausend Kilometer von zu Hause entfernt, bin ich einem Teil meines Großvaters wahrscheinlich näher als je zuvor.