17 – Ein Nachtrag zur letzten Reise

30. August, Cartagena

Ich habe mir Knödel gemacht. Sie sind nicht sehr gut geworden, aber nun brate ich sie mit Zwiebeln und einer guten kolumbianischen Wurst an und schneide Weißkohlsalat. Es muss quietschen, wenn man den Essig in den Kohl einarbeitet. Dazu kaltes Bier.
Wir sind zurück in Cartagena, es ist immer noch warm, die Stadt ist nie kalt, selbst wenn es regnet, so wie jetzt. Seit Joan im Urlaub ist, bin ich der dienstälteste an Bord. Der Hafenmanager von Cartagena nennt mich Steuermann der Stahlratte.
Das Bier ist kalt und die Knödel knusprig. Salva ist ausgegangen, ich bin allein.
Zwei Tage ist es her, seit in der Nacht die Fliegerschot riss und uns das Segel beim Einholen ein Loch in den Klüver riss. Wir hatten um fünf den Anker vor San Blas gehoben und waren bald unter vollen Segeln gelaufen. Ich hatte Wache von sieben bis zwölf und von dreiundzwanzig bis zwei Uhr und dazwischen keinen Schlaf gefunden.
Dann um vier gab es einen Knall, gefolgt von klatschendem Lärm. Ich warf mich in meine Badehose (ich bemerkte erst später, dass ich sie falsch herum an hatte, das Inlay nach außen, es sah aus wie eine Windel), und folgte dem Kapitän, der zwei Stufen Vorsprung hatte, an Deck. Der Flieger, das vorderste Segel des Schiffs, flatterte lose im Wind. Drei Mann brauchten wir, um es einzuholen, in einer Reihe, hau ruck. Dann ins Klüvernetz, Segel einfangen und fixieren. Ein Segel gegen den Wind einzufangen fühlt sich wohl an wie ein wildes Pferd zu zähmen. Dann auch den Klüver runter.
Nach fünfzehn Minuten war alles getan. Ich nahm mir ein Bier und erleichterte mich in die Sterne, um fünf Uhr ging ich zurück ins Bett.
Um sechs Uhr wurde ich dann geweckt, Kursänderung, die restlichen Segel einholen.
Es ist die Spannung, die mich auf den Fahrten wenig schlafen lässt. In jedem Moment muss man Fähig sein, hochkonzentriert und körperlich voll auf der Höhe zu sein. Das entspannen dazwischen habe ich noch nicht gelernt.
Auf dem Plaza Trinidad im Zentrum Cartagenas ist gerade Fiesta. Ich trinke mein Bier, streue etwas Kümmel über meinen Salat und genieße die Ruhe.